Seit Januar 2012 bietet Informa gGmbH „Audiotherapie“ an
Was ist Audiotherapie?
Audiotherapie ist die Zusammenfassung der Methoden, mit denen hörgeschädigte, fehlhörige und tinnitusbetroffene Menschen eine Unterstützung ihrer Teilhabe an der Gesellschaft erfahren.
Hörgeschädigte Menschen sind meist auf Hörsysteme angewiesen. Neue Hörsysteme liefern oft deutlich veränderte Höreindrücke. Durch ein gezieltes Training wird die Höranpassung eingeleitet und ein differenziertes Hören und Verstehen ermöglicht. Technische Hilfen wie Hörgeräte, Cochlea-Implant und ergänzende Kommunikationshilfen sollen optimal genutzt werden können.
Die Audiotherapie unterstützt die aktive Auseinandersetzung mit der Hörschädigung. Dazu gehören die Unterstützung der Entwicklung eines realistischen Selbstbildes und das Erlernen geeigneter Verhaltensstrategien.
Die Förderung und Pflege der sozialen Kompetenz sollen den sozialen Status festigen und die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen.
Durch die Information über sozialrechtliche Bestimmungen werden die Betroffenen unterstützt, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
Die Klientel des Audiotherapeuten
Menschen mit,
- Hörschädigung
- Tinnitus
- Auditiver Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)
- Zentrale Störung der auditiven Wahrnehmung (ZSAW)
- und Geräuschüberempfindlichkeit (Hyperakusis)
können ein breites Spektrum an Therapiemaßnahmen angeboten werden.
Einatzbereiche
Der Audiotherapeut trainiert die praktische Handhabung von
- Hörgeräten, Cochlear Implantat oder anderen Hörsystemen und den Einsatz geeigneter technischer Hilfsmittel.
- Hör- und Kommunikationstraining mit Cochleaimplantat-Trägern.
- Er entwickelt Bewältigungsstrategien bei Tinnitus oder Hyperakusis.
- Desensibilisierungstraining bei Hyperakusis
- Tinnitus-Retraining-Therapie
- Einbeziehung der Angehörigen im Umgang mit dem Betroffenen
- Informationsvermittlung über Leistungsansprüche und Leistungsträger
- Der Audiotherapeut vermittelt Kommunikationstaktiken und erarbeitet zusammen mit dem Hörgeschädigten Perspektiven zur Gestaltung der beruflichen und privaten Lebenssituation.
Hörtraining
Eine zentrale Aufgabe der Audiotherapie ist das Hörtraining.
Es soll ermöglichen, Schallereignisse durch Übungen zu identifizieren und die Spracherkennung zu verbessern. Beispiele für Übungen mit ansteigender Schwierigkeit:
- Geräuscherkennung
- Richtungshören
- Phonemunterscheidung
- Wortverstehen in Ruhe
- Satzverstehen mit und ohne Absehen
- Sprachverstehen im Geräusch
- Aufmerksamkeitsübungen
- dichotisches Hören
Psychosoziale Unterstützung
Trauerarbeit, Akzeptanz der Behinderung
Eine psychosoziale Unterstützung ist z.B. die Begleitung bei der Trauerarbeit, die mit dem Verlust der Hörfähigkeit zu leisten ist. (Copingstrategien)
Hierunter fällt die Stärkung der inneren Haltung als kompensatorische Kraft.
Die Schwere der Hörbehinderung hängt nicht allein vom objektiven Verlust der Hörfähigkeit ab, sondern ganz wesentlich davon, wie sich die betroffene Person zur Störung stellt und wie sie damit umgeht.
Audiotherapeuten entwickeln mit den Klienten Lösungen und trainieren Empathie und soziale Kompetenz.
Unterstützung am Arbeitsplatz
Die Kommunikation zwischen Hörgeschädigten und Hörenden ist wegen des eingeschränkten Verstehens oft mit erheblichen Schwierigkeiten und Missverständnissen verbunden. Die emotionale Wahrnehmungsfunktion ist oft eingeschränkt.
Hinzu kommt das Problem der Unsichtbarkeit von Hörbehinderungen und besondere Konfliktbelastungen (zum Beispiel am Arbeitsplatz: vermeintliche oder objektive Benachteiligungen bei Beförderungen, mangelnde Rücksichtnahme der Arbeitskollegen oder die Vermutung, dass sich Kollegen heimlich über die Behinderung lustig machen).
Audiotherapeuten entwickeln mit den Klienten Lösungen und trainieren Empathie und soziale Kompetenz.
Kooperation mit Kostenträgern
Durch die Information über sozialrechtliche Bestimmungen unterstützt die Audiotherapie darüber hinaus die Möglichkeiten hörgeschädigter Menschen, Rechte in Anspruch zu nehmen. Sie ergänzt und verknüpft somit die Versorgung hörgeschädigter Menschen durch HNO-Ärzte, Hörgeräteakustiker, Bildungs- und Rehabilitationsträger, Beratungsstellen, Integrationsämter und Rehabilitationskliniken.
Technische Unterstützung
Die Versorgung mit immer leistungsfähigeren Hörhilfen können neben der besseren Versorgung der hörgeschädigten Menschen auch zu anfänglichen Probleme führen:
- Unterstützung bei technischen Problemen mit dem Hörsystem
- Anpassung und Gewöhnung an neue Hörsysteme (Hörtraining)
- Beratung zu technischen Hilfsmitteln (Lichtwecker, Signalanlagen, Telefon..)
- Kontaktaufnahme zum Arbeitgeber wegen technischen Hilfsmitteln am Arbeitsplatz
Diese Anforderungen können Hörgeräteakustiker und Kliniken (Ci) alleine nicht mehr bewältigen. An dieser Stelle werden vermehrt Audiotherapeuten eingesetzt, um hörgeschädigte Menschen in Kooperation mit Akustikern und Kliniken zu unterstützen.
Cochlear-Implant
Die CI-Versorgung von hochgradig schwerhörigen oder gehörlosen Kleinkindern ist heute medizinischer Standard. Sie wird von einer großen Mehrheit betroffener Eltern angenommen. Die Akzeptanz, auch bei hörgeschädigten Eltern, wird immer größer. Dies belegen Statistiken, aber auch meine eigene Erfahrung in der Gehörlosenarbeit.
Diese „CI-Versorgten“ Jugendlichen bedürfen sowohl einer technischen als auch einer pädagogischen Nachbetreuung, um die Integration in Regelschulen und in den ersten Arbeitsmarkt zu gewährleisten.
Dies verlangt nach speziell geschultem Personal und neuen pädagogischen Ansätzen. Die Audiotherapie bietet hier eine gute Grundlage, um in Kombination mit einer pädagogischen Ausbildung den Bedürfnissen dieser zukünftigen Klientengruppe gerecht zu werden.
Operative Nachsorge und technische Betreuung
Nach der CI OP wird eine teure und langwierige Nachsorge notwendig, um das einwandfreie Funktionieren des „CI“ zu gewährleisten. Da es nur wenige Kliniken in Deutschland gibt, die eine qualitativ hochwertige Versorgung anbieten können sind viele mit einem CI versorgte Hörgeschädigte mit langen Fahrten in die jeweiligen Kliniken belastet oder müssen auf nicht speziell ausgebildete Fachkräfte zurückgreifen. Hier kann die Audiotherapie professionelle ambulante Hilfen bei der Informa gGmbH leisten.
Da zurzeit im Raum Neuwied Koblenz kein Audiotherapeut tätig ist (www.audiotherapie.info) könnte die Informa in Kooperation mit benachbarten Kliniken, Hörgeräteakustikern und Fachärzten eine Kooperation anstreben und eine Anlaufstelle für die betroffenen Menschen anbieten.
Qualifizierte Beratung
Viele Eltern hörgeschädigter Kinder sind sich nach der Geburt oder im Verlauf der kindlichen Entwicklung aus verschiedenen Gründen unsicher, ob sie ihre Kinder mit einem CI versorgen lassen sollen oder ob andere Hörhilfen in Frage kommen.
Ebenso sind viele Hörgeschädigte unsicher in Hinsicht einer Entscheidung, pro und kontra Ci. Dies können sowohl medizinische, organisatorische als auch verwaltungstechnische Fragen sein oder Entscheidungshilfen, bei denen im Vorfeld der OP lange Beratungsgespräche, auch in Zusammenarbeit mit dem Klinikpersonal oder Akustikern geführt werden müssen.
Hier leistet der Audiotherapeut eine professionelle Beratung, um eben genannte Fragen im Vorfeld zu klären und Entscheidungshilfen zu bieten.
Sollten die oben genannten Bereiche für Sie oder Ihre Familienangehörige interessant sein, können Sie gerne mit uns ein Beratungsgespräch vereinbaren oder dienstags zwischen 16.00 und 19.00 Uhr zur offenen Sprechstunde in unsere Einrichtung kommen.
Wir freuen uns über Ihren Besuch!
Ihr Ansprechpartner:
Fritz Wieth
Dipl. Sozialpädagoge,
Audiotherapeut (DSB)
E-Mail: fwieth@informa.org
Telefon: 02631-91710
Fax: 02631-917120